Donnerstag, 25. Juli 2013

Was macht eigentlich... Christina Rohde?

Den Absprung geschafft

Wenn man Christina Rohde in ihrem Büro am Schreibtisch sitzen sieht, dann würde man nur schwer auf den Gedanken kommen, dass sie vor nicht mal fünf Jahren das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen hat. Doch nach ihrem kurzen Intermezzo mit vier Länderspielen in der DHB-Auswahl hat sich im Leben der 31-jährigen viel verändert, sogar ein wenig schneller als sie das selbst jemals gedacht hätte.

Von jetzt auf gleich die sportliche Karriere zu beenden ist sehr oft die Folge einer schweren Verletzung. Die Athleten fallen dabei nicht selten in ein großes mentales Loch. Nicht so jedoch die gebürtige Lübeckerin. Eigentlich könnte sie noch problemlos bei einem Erstligisten spielen, doch sie hat sich anders entschieden. Nach der Insolvenz der Nürnberger Handballdamen im Sommer 2009 zog es sie nach Spanien, wo sie mit Itxako Estella, mittlerweile auch Opfer der Finanzfalle geworden, das Double holte. "Es war eine tolle Erfahrung", sagt die großgewachsene Linkshänderin heute. "Das Umfeld war ganz anders als in Deutschland, aber die Kultur, eine neue Sprache und die Teilnahme an der Champions League zum Abschluss waren eine fantastische Sache für mich."

Rohde und der Wohlfühlfaktor

Eigentlich hätte man sie im Baskenland gerne behalten, doch die Sehnsucht nach der zweiten Heimat war zu groß. Rohde, von allen nur "Fischi" genannt, stammt aus dem hohen Norden, wo sie beim VfL Vorwerk Lübeck mit dem Handball begann, zum SC Buntekuh weiterzog und nach einem einjährigen Zwischenstopp in Minden 2003 von Herbert Müller zum 1. FC Nürnberg geholt wurde. Dort gewann sie drei Mal die Meisterschaft, zwei DHB-Pokale und den Challenge Cup. "Wenn man so lange Zeit an einem Ort verbringt und sich wohl fühlt, dann gibt es eigentlich keinen Grund, nochmal woanders hinzugehen." Besonders nicht für Rohde, die direkt nach einer Rückkehr aus Spanien eine Ausbildung zur Bürokauffrau in der Firma ihres Freundes begann und seitdem mitten im Berufsleben steht.

"Für mich war es immer wichtig auch eine Perspektive neben dem Handball zu haben. Wenn man sieht wie viele Vereine mittlerweile kaputt gegangen sind, dann ist man froh, dass man nicht nur auf den Sport gesetzt hat." Mit Leverkusen, Buxtehude, Leipzig , Oldenburg und Trier sind nur noch fünf Teams aus Rohdes Debütsaison dabei. Ehemalige Meister wie Lützellinden, Nürnberg oder aktuell Frankfurt/Oder mussten Insolvenz anmelden. Rohde sieht die Entwicklung sehr kritisch und spricht aus eigener Erfahrung: "Nicht zu wissen was morgen ist, das war eine komisches Gefühl. Da ist es mir lieber, wenn ich abgesichert bin und nur ein wenig nebenbei spiele." Die Liebe zum Handball ist einfach zu groß. Rohde wirft heute für den Viertligisten 1. FCN Handball 2009 ihre Tore. Nur ohne Harz, "das ist einfach nichts."

Samstag, 16. Mai 2009

Remis zum Abschluss

Im letzten Spiel des 1. FC Nürnberg in der Bundesliga verabschiedete sich die Mannschaft mit einem 34:34 (15:13)-Unentschieden von ihren Fans konnte sich zumindest offiziell die Teilnahme an den Platzierungsspielen um Rang fünf gegen Frisch Auf Göppingen sichern. Ob das Recht darauf wahrgenommen wird, wovon allerdings nicht auszugehen ist, entscheidet nun der Insolvenzverwalter in den nächsten Tagen. Die Schwaben bevorzugen wohl allerdings die Variante der frühzeitigen Sommerpause. In jedem Falle war es eine komische Atmosphäre, die über dem Spiel lag. Ohne das verletzte Quartett Katrin Engel, Christina Rohde, Beate Scheffknecht und Christina Stockhorst konnte man den als kampfstark bekannten Gästen aus dem Lipperland erfolgreich Paroli bieten und so entwickelte sich eine interessante Begegnung, in der die Führung häufig wechselte. Die gut aufgelegte Jana Krause im Nürnberger Kasten konnte dabei mir ihren Paraden dafür sorgen, dass es mit einem knappen Vorsprung in die Pause ging.

In der zweiten Halbzeit begann dann Marianna Gubova zwischen den Pfosten des FCN, in den letzten zehn Minuten durfte auch Sabine Stockhorst ran. Sie erzielte zuvor sogar aus dem Feld einen Treffer, wie auch Lisa Gebhard und Tanja Schorradt. Alleine die Auflistung der Torschützinnen zeigt, dass Trainer Csaba Szücs in der letzten Begegnung jeder Spielerin die Gelegenheit gab, sich nochmals auszuzeichnen. Dabei kam es allerdings kaum zu einen Leistungsabfall und so gelang es dem Club weiterhin eine sehr gute Figur abzugeben. Franziska Beck und Sara Walzik ließen dabei mit einigen Trickwürfen und Traumtoren ihre Klasse aufblitzen und verzückten das begeisterte Publikum zum Abschied. Ein mit dem Schlusspfiff durch Kateryna Valyushek verwandelter Siebenmeter sorgte für den Endstand.

Nach der Partie flossen dann die Tränen in Strömen. Die Erfolge der Vergangenheit mit drei Meisterschaften, zwei Pokalsiegen und einem Europapokalsieg haben in Nürnberg sowie in Handballdeutschland Geschichte geschrieben. Die Spielerinnen haben dabei über Jahre alles gegeben. Man hätte sich gewünscht, dass alle Beteiligten immer ihre Einstellung an den Tag gelegt hätten. Nun ist das Kapitel "Handball als Spitzensport" in der Frankenmetropole gestorben. Den Akteuren auf und teilweise neben dem Feld kann man für ihre Zukunft nur alles Gute wünschen, danke für viele unvergessliche Momente!

Torschützen:

Beck (8), Wohlbold (6), Rösler (6/3), Walzik (4), Jäger (3/1), Garcia-Almendaris, Gebhard, Schorradt (je 2), Stockhorst (1) - Seiffert (12/5), Ilyes (7), Dorna (6), Neukamp (5), Krüger (2), Mißling (1), Valyushek (1/1)

Siebenmeter: 4/5 - 6/7

Zeitstrafen: 5 - 6

Blacha/Harlander nehmen Stellung

Offizielle Stellungnahme - Aufgrund der uns gestern mitgeteilten Nachricht, dass die Spielbetriebs GmbH des 1. FC Nürnberg Handball überraschend Insolvenz anmelden muss, möchten wir aus unserer Sicht gerne Stellung beziehen:

Nachdem uns Anfang April ein Hilferuf der Mannschaft erreichte mit der Bitte, das Team wieder in eine gesunde Zukunft zu führen, haben wir uns unter bestimmten Voraussetzungen bereit erklärt zu helfen. Es haben sehr viele fruchtende Gespräche stattgefunden und sich ein Team formen lassen mit dem wir uns sicher waren, den Handball in Nürnberg wieder aufleben zu lassen. Es stand ein neuer Gesellschafter fest, ein Sponsorenpool/Investorengruppe, die mit uns in die Zukunft gehen wollten, ein neuer Geschäftsführer und unser Wunschtrainer (beide wurden aus Rücksicht auf das bestehende Arbeitsverhältnis nicht genannt).

Dies hat uns dann veranlasst am 29. April an die Öffentlichkeit zu gehen, um ein positives Signal an Sponsoren und Spielerinnen zu senden. In kurzer Zeit ist es ist uns gelungen, viele Türen zu neuen Sponsoren zu öffnen, die bisher fest verschlossen waren. Dabei trafen wir auf große Gesprächs- und Hilfsbereitschaft, den Damenhandball in Nürnberg in eine gesunde und erfolgreiche Zukunft führen. Ebenso konnten wir ein Team formieren, darunter den im Sport erfahrenen Wirtschaftsprüfer/Steuerberater/Dipl. Betriebswirt Jörg Ammon und Herr Gotthard (Geschäftsführer der Leistungssport GmbH), die uns mit großem Einsatz und hoher Kompetenz zur Seite standen.

Unter diesen Voraussetzungen wurden zahlreiche Gespräche mit leistungsstarken Neuzugängen mit Erfolg geführt und bis zur Vertragsreife gebracht. Die neue Mannschaft nahm Gestalt an. Mit diesen Gegebenheiten haben wir einem positiven Spielbetrieb und Start ab dem 01.07.09 entgegengesehen. Es hat uns unendlich viel Spaß gemacht an dieser Zukunft zu feilen, da wir mit nahezu jedem Arbeitstag kleine Erfolge feiern konnten und wir dem unserem großen Ziel näher kamen. Dass diese Arbeit nun so ein schlagartiges Ende nimmt, erfüllt uns mit großer Enttäuschung und Wut.

Doch leider müssen wir dies akzeptieren, da wir keinen Einfluss auf Vergangenes und die damit entstandenen Probleme nehmen können. Im neuen Team (Sponsoren, Gönner wie zukünftige Verantwortliche) waren sich alle einig, dass die Zukunft des Damenhandballs in Nürnberg nichts mit der Vergangenheit und den beteiligten Personen zu tun haben darf.

Wir haben an der Zukunft gefeilt und diese hat darauf gewartet, dass die Ampel auf Grün umschaltet, doch leider schaltete sie auf Rot!

Wir möchten uns bei den Spielerinnen bedanken, die uns sofort signalisiert haben in Nürnberg zu bleiben. Bei Steffi Ofenböck, die uns ebenso ihre Rückkehr zugesagt hat. Bei den zukünftigen und geplanten Spielerinnen mit denen wir Gespräche geführt haben und sehr geduldig gewesen sind! Bei Thieß Helmke, der wieder Türen öffnen konnte. Bei dem geplanten Geschäftsführer, mit dem wir intensive Zukunftsplanungen und Konzepte ausarbeiten konnten. Und bei dem geplantem Trainer, der komplett bei der Zusammenstellung der neuen Mannschaft und der sportlichen Konzepte mitgewirkt hat. Besonders bei den Sponsoren, die am 29. April anwesend waren und allen die bereit waren, mit uns in die Zukunft zu gehen!

Vielen Dank!

Wir möchten uns bei den Fans bedanken, die in den letzten Jahren immer zu der Mannschaft gestanden haben und hätten ihnen sehr gerne weiterhin Handball in Nürnberg geboten!

Vielen Dank an alle, die mit uns diesen neuen Weg schon gegangen sind und an alle, die ihn mit uns gehen wollten!

Kathrin Blacha und Sylvia Harlander